Schlüsselübergabe 2024

| Session 23/24

Die Narren haben Münster fest im Griff, und Prinz Jens I. hat den Schlüssel zur jecken Macht erobert. Mit seinem Sessionsmotto „Für magische Momente“ plant er, die Stadt auf den Kopf zu stellen. Und wie reagiert Markus Lewe auf diese närrische Herausforderung?

Für drei tolle Tage haben Münsters Narren die Stadt im Griff. Am Sonntagmittag stürmte Prinz Jens Tomas mit seiner Garde vor den Augen der kostümierten Abordnungen aus 30 Gesellschaften das Rathaus und holte sich den Schlüssel zur jecken Macht von Oberbürgermeister Markus Lewe.

Wer weiß, ob der Machtwechsel im Rathaus ohne den geschickten Einsatz der Macht des Feuers so schnell über die Bühne gegangen wäre. Nachdem sich Prinz Jens I. am Sonntagmittag lautstark der Gefolgschaft Hunderter Narren auf dem Prinzipalmarkt vergewissert hat, startet er eine Attacke mit seinem Hubsteiger, aus dessen Seiten riesige Funkenfontänen stoßen, gen Rathausbalkon. Dort versucht Oberbürgermeister Markus Lewe mit seiner Schutztruppe „Die Alten Räuber“, seinen Regierungssitz gegen die jecken Eindringlinge zu verteidigen.

Einschüchterungsversuche wie „Markus, wir fackeln dir die Bude ab, da hilft dir auch kein Zauberhut“, lässt der OB zunächst staatsmännisch abprallen. Wegen Sachbeschädigung droht er mit dem Ordnungsamt. Zudem stellt er mit einem geschickten Totschlagargument das gesamte Unterfangen der karnevalistischen Sturmabteilung des Prinzen und seiner beiden Adjutanten Rolf Büschenfeld und Tom Hoffman infrage: „Was sollt ihr eigentlich im Rathaus? Hier sind doch schon das ganze Jahr über genug Narren.“

Zugang zum Rathaus mit einer List erschlichen

Allerdings muss Lewe eingestehen, dass Prinz Jens bereits das Rathaus infiltriert und seine Tochter geschickt in die Reihen der Schutztruppe der „Alten Räuber“ geschleust hat. Und als sich in einem Überraschungsstreich plötzlich die Ehefrau des Prinzen, Tollitute Nicole, den Rathausschlüssel mopst, gibt sich der Ex-Oberbürgermeister geschlagen. Angesichts der großen Einigkeit der bunt gemischten Karnevalistengemeinde, in der auch Abordnungen aus dem niederländischen Losser und aus Münsters Partnerstadt Mühlhausen vertreten sind, muss auch Lewe den Charme einer närrischen Regentschaft anerkennen. Aber nicht ohne vorher noch ein paar Wünsche mit auf den Weg zu geben: „Lieber Legosteine statt Legionellen“ (in Anspielung auf das Hygieneproblem in den städtischen Bädern) – „und bitte ein bunter Eintopf als Kantinenspeise anstatt das Rathaus mit brauner Soße zu vergiften“.

Was die Bäder angeht, hat sich der neue Herrscher bereits Gedanken gemacht. Münsters Hallenbäder sollen zu „Indoor-Wasserparks mit Attraktionen wie der Legionellen-Lagune, einem desinfizierten Schaumbad, umgebaut werden“. In seinen vom Sentenzbogen aus verkündeten Verfügungen, genannt „prinzliche Bulle“, ordnet Jens I. von der KG Freudenthal zudem an, dass statt eines Musik-Campus auf dem dafür vorgesehenen Platz ein Festzelt für Karnevalisten gebaut wird. Ferner soll Karnevalskunde ein Pflichtfach an münsterschen Schulen werden und jeder Bürger wird verpflichtet, täglich drei Menschen magische Momente zu schenken.

Moderator Uwe Koch singt Münsterlandlied

Auch das Stadtjugendprinzenpaar Jeremy Bäumer und Kimberly Fraune bekommt an diesem Sonntag die Schlüsselgewalt überreicht. Im bunten Bühnenprogramm überzeugen die Tanzgarden der Schlossgeister und der Narrenzunft Aasee. Der Spielmannszug „Sachsensiedlung“ aus Münsters Partnerstadt sorgt ebenso für willkommene Unterhaltung wie die Karnevalistische Stadtwache mit ihrer Tanzlore Lea Forster.

Bis Aschermittwoch verspricht Prinz Jens, der Herrscher der fünften Jahreszeit, Vollgas zu geben und getreu seinem Motto „viele magische Momente“ zu liefern. Und als er das Münsterlied anstimmt, steigt am Sonntag das Narrenvolk mit zahlreichen Vertretern der Karnevalsgesellschaften mit ein. „Münster, du bist die Sonne, die jede Nacht erhellt, du bist die schönste und die beste Stadt der Welt.“

Mit Heimatliebe wärmt auch Musiker Dr. Uwe Koch das Herz. Sein Münsterlandlied, das er bereits im vergangenen Jahr für die im Fernsehen übertragene Großveranstaltung „Westfalen haut auf die Pauke“ komponiert hatte, kam seitdem bei zig Veranstaltungen so gut an, wie er am Rande erzählt, dass er nun gebeten wurde, es erstmals bei einer Schlüsselübergabe auf dem Prinzipalmarkt zu singen. Die Rechnung geht auf: Bei strömendem Regen zeigen sich die Narren von ihrer sonnigsten Seite und schmettern begeistert mit.

Einer der wohl treuesten Karnevalsfans ist Silke Bös, die gemeinsam mit ihrer 86-jährigen Mutter das Spektakel genießt. „Seit 52 Jahren habe ich keine Schlüsselübergabe verpasst“, sagt die in der KG Freudenthal Engagierte lachend – „das erste Mal mit zwei Jahren, auf den Schultern meiner Mutter“. Was sie am Karneval so reizt? „Liebe Leute zu treffen, alle Sorgen für einige Zeit zu vergessen und gemeinsam Brauchtum zu pflegen. Da sind wir alle eine große Familie.“

Quelle: WN Münster

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